Blüten, Launen, Löwenpalais: Meine Garten-Geschichten

Im Löwenpalais blüht’s – mit meinen Händen! Entdecke humorvolle Garten-Geschichten, kleine Dramen und die Eigenheiten von Blumen & Menschen in einem Berliner Künstlerhaus.

Nach intensiven Tagen am Schreibtisch fühlte ich mich körperlich und geistig erschöpft. Heute Morgen ließ ich alles liegen. Ein unbändiger Drang zog mich unwiderstehlich hinaus in den Garten, mein grünes Heiligtum. Ich suchte Trost und Kraft bei meinen Blumen, ein sanftes Gegenmittel zum Lärm der Welt. Obwohl der Berliner Himmel oft grau und regnerisch war, hatte ich es mir zur Regel gemacht, meinen Blumen täglich meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Denn Regentropfen allein erreichen nicht immer die tief verwurzelten Seelen in den Töpfen. Und Blumen spüren es, ob man wirklich bei ihnen ist oder nur pflichtbewusst Wasser reicht.

So nahm ich mir heute, trotz des reißenden Windes, ausgiebig Zeit. Ich düngte alle Rosen, die nun für ihren Höhepunkt alle Kraft brauchten. Drei Wochen lang hatte ich sie intensiv gegen Schädlinge behandelt, und nun strahlten sie gesund. Nur die kleinen roten Rosen von Jörg und Yuni, die zuvor auf ihrem Balkon dahinsiechten, zeigten noch die Spuren von Mehltau und Mangelernährung. Behutsam setzte ich sie in die Erde, gab ihnen reichlich Nahrung und einen sonnigen Platz, und behandelte sie zusätzlich gegen Mehltau.

Kleine Stürme, stille Helfer und eine besondere Rolle

Als ich die Rosen von Unkraut befreit, frisch gedüngt und die verblühten Margeriten und Geranien sorgfältig entfernt hatte, begann es wie auf Kommando zu regnen. Perfektes Timing, ein heimliches Nicken des Himmels. Während ich mich noch in der Stille der Blumenpflege verlor, kehrte Matthias, unser Hausmeister, aus seinem Krankenurlaub zurück. Der Gartenweg wurde unter dem lauten Dröhnen seiner elektronischen Geräte gereinigt. Ach, wie viel lieber wäre mir gewesen, wenn Jörg und Yuni früh am Morgen, meditativ und leise, den Boden persönlich gekehrt hätten, statt dieser lärmenden Maschine. Matthias kümmerte sich auch um die kahlen Stellen der Wiesen, streute neue Samen und das spezielle Zeug, das dieses heimtückische Moos abhält – eine stille Weisheit, die man im Umgang mit der Natur allmählich entdeckt.

Dann erschien Jörg, der General der Kunststiftung Löwenpalais, im Garten. Er blickte sich zufrieden um, seine Stimme schwoll an vor Freude über die Rosen, die zum kommenden Sommerfest am 28. Juni 2025 in voller Pracht erblühen sollten. Ja, er hegt eine besondere Liebe zu Rosen. Darum hatte er seine roten Rosen vom Balkon sechs Wochen lang nicht an mich für den Garten abgeben wollen, obwohl ich ihm deutlich erklärt hatte, dass Rosen in so kleinen Töpfen nicht lange überleben können. Ich konnte ihn nicht überzeugen. Aber der ganze Garten gehört doch auch ihm, oder nicht? Ich wusste genau, dass diese Rosen bald Mehltau, Pilze und Schädlinge abbekommen und dann andere Pflanzen infizieren würden. Und so geschah es dann auch. Nach sechs Wochen standen Jörg und Yuni vor ihren kränkelnden Rosen auf dem kleinen Balkon in tiefer Resignation und übergaben sie mir endlich für den Garten. So sprach Jörg von unten zu mir hoch, während ich mich auf meinem eigenen Balkon um meine Blumen kümmerte: „The Queen of Flower MOON, you are right. Hier stelle ich meine Rosen, bitte pflanze sie im Garten, wo du gut findest.“ Dabei lachten wir miteinander herrlich. Diesen verspielten, großen Kindmann muss man einfach lieb haben.

Begegnungen am Blumenrand: Apfelbäume und Dahlien

Nach der Gartenarbeit wollte ich mich zurückziehen, doch dann entdeckte ich auf der Terrasse eine lila Dahlie im kleinen Topf. Im selben Moment kam Yuni, Jörgs schöne junge Ehefrau, fröhlich von der Sprachschule zurück. Yuni liebt nicht nur Obstbäume, sondern generell alle Pflanzen, die ihr zum Essen dienen. Aktuell ist ihr Lieblingsbaum ihr Zitronenbaum, dessen Blätter sie für fast alle Gerichte als Würze verwendet. Zitronenblatt als Gewürz – das hatte ich noch nie gehört. Wirklich, man lernt nie genug! Bald werde ich die Blätter für ein neues Gericht ausprobieren. So pragmatisch versteht Yuni den Nutzen der Pflanzen: Mit ihren Apfelbäumen hat sie einfach nach dem Essen die Samen in den Topf geworfen, und sie sind gewachsen. Die Petra, eine gute Freundin, die früher im Löwenpalais als Artist in Residence war, begrüßte mich mit warmen Worten, als sie meine Hingabe zu den Blumen und zum Garten erkannte: „Oh, Moon, du bist eine gute Seele fürs Löwenpalais!“ Und sie wollte mir sogar die Schlüssel zu ihrer Wohnung geben, damit ich während ihres Urlaubs ihre Blumen pflegen könnte. Ich dankte ihr für dieses Vertrauen, lehnte aber höflich ab. Der Garten im Löwenpalais, besonders in den ersten Jahren, forderte so viel meiner Zeit, dass ich kaum noch Muße für meinen eigenen Balkon hatte. Und außerdem war die Verantwortung viel zu groß. Diese Blumen liebende Freundin, die Petra, schenkte Jörg und Yuni in diesem Frühling eine wunderschöne, gesund gepflegte gelbe Rose, samt schönem Topf. Aber Jörg hätte diesen großen Rosentopf bestimmt für seinen Balkon behalten, wenn Yuni nicht beharrlich auf einen Zitronenbaum statt der Rose bestanden hätte. Yuni wollte diese Rose einfach nicht. Wie Jörg doch mit den roten Rosen umging, das ist eine ganz andere Geschichte. Nun, Yuni wollte lieber ihren Zitronenbaum statt dieser schönen Rose, darum hat die wunderschöne Rose Jörgs und Yunis sonnigen Balkon gar nicht erst kennengelernt.

Yuni hatte letzte Woche leise auf ihrer Seite der Terrasse zwei kranke Apfelbäume hingestellt. Total süß und sympathisch, wie Yuni ihren Vorteil vom Pflanzen ganz unkompliziert versteht. Einen gesunden Apfelbaumhat sie sogar schon im Garten neben den Rosen angepflanzt, den ich eines Tages überrascht entdeckt habe. Er wächst neben den Rosen und bald muss ich ihn umpositionieren. Aber wohin? Ich bin noch nicht klug geworden. Denn Apfel braucht auch einen sonnigen Platz, und ganz bald könnte ein kleiner Krieg mit den Rosen unter der Erde entstehen. Die Rosen mögen es nicht, wenn andere ihren Wurzeln Druck ausüben. Gleichzeitig aber traut sie sich nicht, den Schnittlauch oder Basilikum von der Terrasse für alle Hausbewohner zu pflücken – eine zarte Scheu vor dem gemeinsamen Gut. Myron kauft Kräuter, ich topfe sie um und pflege sie, damit sie gesund und kräftig wachsen, wie ich mich um all die Blumen im Garten und auf der Terrasse kümmere. Ich sage zu jedem Hausbewohner, dass er sich bedienen darf, und nur wenige trauen sich, es zu pflücken, auch Yuni, darum pflücke ich ab und zu für sie. Nun überlege ich die ganze Zeit: Wohin mit diesem niedlichen, gesund gewachsenen Apfelbaum, der so im Gegensatz zu den zwei kranken Exemplaren steht, die Yuni mir überlassen hat? Erfahrungsgemäß weiß ich, dass ich sie gesund mache. Dieses Vertrauen in meine grüne Hand genieße ich voll im Haus. Zuerst habe ich die beiden Töpfe in eine Ecke gestellt, fern von anderen Blumentöpfen und den Blumen im Garten. Denn sie sind zu 90% mit Mehltau und Pilzen krank. Sollte ich sie retten können, wohin dann damit im Garten? Jeder kauft, aber letztendlich umtopfen und pflegen muss ich ja machen, und allmählich ist unser großer Garten kein Platz mehr.

Dahlien, Geduld und das Mini-Budget

Die lila Dahlie auf der Terrasse war nicht Yuni’s, verriet sie mir. Ich goss die Dahlie sofort intensiv, bevor ich sie in die Erde setzen würde. Zwei Jahre lang hatten wir auf der Terrasse die Dahlien. Dieses Jahr wollte ich sowieso keine Dahlien mehr, denn nur bei ihnen suchten die eckligen, langschmalen Ohrwürmer ihr Unwesen und fraßen die Dahlien am liebsten. Ich führte regelrecht Krieg gegen diese kleinen Schädlinge. In diesem Jahr gebe ich ihnen keine Chance! Wie oft ich von ihnen erschrocken war, wenn sie plötzlich auf meinen Fingern und Händen krabbelten… Oh nooooo!

Wer hatte diese Dahlie wohl mit einem sagenhaften Preis von 8,99 Euro gekauft und hier so unauffällig hingestellt, sicherlich in der Annahme, dass ich mich darum kümmern würde? Da ich diese Dahlien gut kenne, weiß ich, dass sie weder in den Topf gehören noch an einen schattigen Platz. Gleich setzte ich sie im Garten an einen sonnigen Platz mit zusätzlichem Dünger. Ich schnitt auch die vertrockneten Stellen ab, frisierte sie schön. In drei Wochen ist sie bestimmt gut erholt im Garten und sollte auch dort bleiben. Das ist auch ein Grund, warum ich mich so intensiv um sie kümmere und sie gesund mache – nicht heimlich, damit jemand sie wieder zurücknimmt, sondern um sie fest in die Erde zu setzen. Außerdem ist das Leben in einem Topf so beschränkt, sowohl für Rosen als auch für Dahlien, die viel Nahrung, Wasser und Sonne brauchen. Nicht nur einzelne Menschen brauchen ihren freien Raum, Platz zum Aufatmen, sondern auch jede einzelne Blume, jede Pflanze, um gesund gedeihen zu können.

Im April dieses Frühlings, als ich mit Jörg in seiner eiligen Stunde im Pflanzen Center die Geranien für 300 Euro kaufte, dachte er nur an seinen Balkon. Jörg war in großer Eile, wie es sich für einen vielbeschäftigten General gehört, als wir zusammen beim Blumen kaufen im Pflanzencenter Holländer waren. Beim gemeinsamen Blumenkauf hatte er wenig Geduld, was die Auswahl erschwert hatte. Ich konnte mich kaum in Ruhe um die Bepflanzung der Terrasse kümmern und hatte mich deshalb entschieden, die von ihm gewünschten rot-weißen Geranien einfachheitshalber auch auf der Terrasse einzusetzen, und mein Bestes gegeben, daraus eine stimmige Gestaltung zu machen.

Ich verstand, dass er enttäuscht war, für 300 Euro nur eine begrenzte Auswahl an Pflanzen für seinen Balkon erhalten zu haben, und dass die Terrasse aus seiner Sicht weniger prachtvoll wirkte als im letzten Jahr. Doch ich wusste, dass er letztes Jahr vor allem den Hochsommer erlebt hatte, als alles in voller Blüte stand. Den Prozess vom kargen Frühling bis zur vollen Sommerpracht hatte er nicht miterlebt – dieser braucht Zeit, Geduld und Pflege. Zudem war 300 Euro für die gesamte Terrasse und seinen Balkon ein sehr knappes Budget, wenn man bedenkt, wie viel Fläche damit bepflanzt wurde.

Früher hatte ich einen 3,6 Quadratmeter kleinen Balkon, und einmal habe ich 2.500 Euro ausgegeben, um ihn zu gestalten – klar, mehrschichtig, drinnen, draußen, in der Luft. Davon sind 300 Euro wirklich ein Mini-Budget für das, was daraus bis zum Herbst an voller Blütenpracht entstehen und alle Hausbewohner, Ausstellungsbesucher und Gäste von Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Events beglücken wird.

Vom Geranien-Zoff zum Pflanzen-Heim

Ich erinnerte mich an die Zeit, als ich einmal seinen Balkon mitgestaltet hatte – ein freundliches Extra, aber nicht Teil meines eigentlichen Engagements. Ich spürte, dass ein Missverständnis in der Luft lag: Während wir unterwegs waren, um Pflanzen für die Terrasse zu besorgen, und ich seinen Balkon zusätzlich mitbedacht hatte, war er davon ausgegangen, der Einkauf sei ausschließlich für ihn gewesen. Als Blumenfee, als Artist im Löwenpalais bin ich zu Gast – das war mir bewusst, und ich war dankbar dafür.

Ich beschloss, ihm zu signalisieren, dass ich mich in Zukunft ausschließlich auf den Garten und die Terrasse konzentrieren wollte. Diese Flächen waren groß genug, und ich wollte ihnen meine volle Aufmerksamkeit widmen. Seinen Balkon sollte er bitte künftig selbst gestalten – vielleicht gemeinsam mit Yuni, ganz nach ihren Wünschen.

Wegen des unzufriedenen, ungeduldigen Jörg kochte es in mir, und ich wollte meinen Unmut schnell loswerden. So überlegte ich mir im Mai dieses Frühlings, an dem Abend einer Ausstellung, bei der er vor Publikum eine Rede halten und alle Gäste begrüßen sollte, meine Worte ganz genau. Eine Künstlerin bin ich, und auch ich trage meine Launen mal nach außen. Ich erinnere mich gut an diese Ungeduld, meinen Ärger loszuwerden, fast wie ein Kind, das nicht warten kann.

Der wunderschöne Monat April ist jetzt vorbei, und die Blumen, die ich auf seinem Balkon eingepflanzt habe, sind mittlerweile voll aufgeblüht. Und jetzt ist er total glücklich – genießt jeden Tag auf seinem Balkon und auch im Garten mit all den Blumen. Bestimmt hat er voll mitbekommen, dass man kleinen, jungen PflanzenZeit geben muss zu wachsen, und die tägliche Freude, wie auch seine zauberhafte Tochter, mit ihnen wachsen zu sehen, wie schön das sein kann. Oft kaufen wir voll aufgeblühte Blumentöpfe, und nach zwei bis drei Wochen verblühen sie, und wir denken daran, sie mit einem „Warum und Wieso?“ bald wegzuwerfen, wie diese erschöpften Dahlien im kleinen Blumentopf, die seit dem Kauf nicht mal in einen größeren Topf umgepflanzt wurden.

Heute sandte ich Jörg eine WhatsApp-Nachricht mit einem Foto, wegen dem ermüdeten Dahlien-Foto auf der Terrasse, das ich abfotografiert habe: „Jörg, so was kommt ab und zu vor im Haus. Jemand hat die kranke, erschöpfte Dahlie auf die Terrasse ganz still gelegt, Yuni sagte, sie sei es nicht gewesen. Dahlie braucht viel Sonne, viel Wasser und viel Futter und ist empfindlich gegenüber Ohrwürmern oder Schädlingen.“ Daraus hat Jörg mir sofort so humorvoll geantwortet: „Ja, wir sind das Pflanzen-Heim. So wie im Tierheim werden hier ungewollte Pflanzen abgelegt! „

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