Porträt einer SCHUTZZIEGE mit großen Ohren und Hörnern, die durch einen braunen, konservativen Hut ragen, mit einem großen, leeren Blick.

Der Schutzziege: Mein rätselhafter Helfer mit unsichtbaren Fäden

Das Leben – ein gewaltiger Strom, der uns oft unerbittlich mitreißt, mal sanft, mal tosend. Wer wünscht sich da nicht eine unsichtbare Hand, die leise lenkt, vor Strudeln bewahrt und vielleicht sogar einen unverhofften Hafen zeigt? Viele nennen diese schützende Präsenz einen Schutzengel, ein himmlisches Geleit, das Glück und Sicherheit verheißt. Doch in meinem Leben…

Das Leben – ein gewaltiger Strom, der uns oft unerbittlich mitreißt, mal sanft, mal tosend. Wer wünscht sich da nicht eine unsichtbare Hand, die leise lenkt, vor Strudeln bewahrt und vielleicht sogar einen unverhofften Hafen zeigt? Viele nennen diese schützende Präsenz einen Schutzengel, ein himmlisches Geleit, das Glück und Sicherheit verheißt. Doch in meinem Leben offenbarten sich diese schützenden Mächte in einer anderen, weitaus rätselhafteren Form. Es gab viele, die als reine Helfer in mein Dasein traten, doch einige von ihnen, wie mein Schutzziege, stellten später unerwartet Rechnungen – Rechnungen, die nicht in Geld, sondern in einer besonderen Art von Aufmerksamkeit beglichen werden sollten. Und dann, aus den Tiefen des Unerwarteten, trat er in mein Leben: mein Schutzziege. Ja, richtig gehört – ein Schutzziege! Dieses Wort mag befremdlich klingen, doch für mich birgt es die Essenz einer einzigartigen, rätselhaften Bekanntschaft, die mein Dasein auf unvergleichliche Weise prägte.

Ein Schutzengel oder ein Schutzziege: Die Frage der Bestimmung

Wovor mag ein Schutzengel uns wohl bewahren? Ist er unser persönlicher Bodyguard deluxe, nur unsichtbar und von ätherischer Natur? Ein jeder kennt diese Momente: Kaum merkst du, wie der Abgrund sich auftut, da fängt dich eine unerklärliche Macht ab, rettet dich vor dem Fall ins Ungewisse. Welch wundersames Walten verbirgt sich dahinter? Oft ist es jene geheime Präsenz, die uns vor Missgeschicken bewahrt, ein unsichtbarer Architekt unserer kleinen Rettungen. Doch ein Schutzziege ist anders, weitaus persönlicher, vielschichtiger und tiefer in die Irrnisse des Menschlichen verwoben. Wünschst du dir auch einen Schutzziege? Fühlst du dich selbst manchmal als Schutzziege für andere? Wann und wie geschieht das? Und welche verborgene Motivation mag wohl hinter solch einer Hingabe lauern, wenn man sich als „Schutzziege“ einer fremden Person verschreibt – kann dies tatsächlich ohne die winzigsten Erwartungen geschehen? Die Frage bleibt im Raum stehen, ein Echo in den Gängen unserer Seelen.

Mein Schutzziege tritt ins Leben

Die vielleicht aufschlussreichste aller Bekanntschaften in meinem Künstlerleben war die mit meinem sogenannten Schutzziege. Eines Tages, aus dem Nichts scheinbar, tauchte Herr Müller auf. Für meine Augen war er damals ein alter Herr, doch mit jeder Begegnung schien er alterslos zu werden, als ob er gerade aus dem Jungbrunnen geschwommen wäre. Sein wahres Alter ist mir bis heute verborgen geblieben, ein weiteres Rätsel in seiner Aura. Nach regelmäßigen juristischen Treffen, die mein Leben ordnen sollten, staunte ich, wie vital er wirkte. Er saugte Informationen auf wie ein Schwamm: mein Alter, mein Wohnort, meine Lebensumstände, meine Probleme – alles schien er zu wissen. Er wusste und weiß viel, denn er agierte fast wie mein privater Rechtsanwalt.

Herr Müller, ein Beamter und Anwalt, ein Mann des verborgenen Amtes, stellte sich mir als SCHUTZZIEGEvor – einzig und allein für mich. Schutzengel kannte ich aus Erzählungen, aber ein Schutzziege? Diesen Begriff hatte ich zuvor und danach nie wieder vernommen. Seine Hilfe bot er an, mit dem Nachdruck absoluter Unerwartung. Er wollte ein Schutzziege für die Künstlerin Moon Suk sein. Ein befremdliches, ja fast surreales Angebot, doch zugleich unermesslich wertvoll, wenn ein Jurist seinen Beruf als reine Passion betreibt. Ich kenne die amüsanten Anekdoten über Beamte: „Was macht ein Beamter morgens? Beten, damit er für niemanden zuständig ist.“ Oder: „Isst ein Brötchen, damit wenigstens sein Magen arbeitet.“ Solche Scherze zerbarsten an der Realität meines Schutzziege. Er war das genaue Gegenteil: Ein Mann von unermüdlichem Fleiß, dessen Energie unergründlich schien. Der Schutzziege schien in seinem Büro nur mit meinen Problemfällen zu ringen.

Agent 007: Juristische Missionen des Schutzziege

Als Alleinerziehende am Savignyplatz, umgeben von den Wirren des Großstadtlebens und den Bedürfnissen meiner zwei Schulkinder, nahm ich seine anwaltliche Hilfe über lange Zeit dankbar in Anspruch. Der Schutzziege packte meine realen Probleme methodisch an, mit der Präzision eines Chirurgen und der Hartnäckigkeit eines Detektivs, eins nach dem anderen. Seine helfende Hand reichte weit.

Zum Beispiel bei den unerträglichen Lärmbelästigungen. Mein schwuler Nachbar über mir, ein rauchender Schatten, der tagein, tagaus in seiner Wohnung arbeitete, konnte keine fünf Minuten meiner Gesangsübungen ertragen. Stattdessen schrie er aus vollem Halse: „Hört auf mit dieser Gesülze!!!“ – obwohl zwei Stunden täglich gesetzlich mein Recht waren. Einmal pochte er so heftig an meine Tür, dass seine Drohung durch die Wände drang: „Ich rufe die Polizei an und zeige Sie wegen Ihres Gesülzes an!“ Gerade hatte ich mich in die ergreifenden Klänge von „Blute nur“ aus Bachs Matthäus-Passion vertieft.

Ich beschloss, mich diesem Terror nicht länger zu beugen. Mit gleicher Wucht pochte ich an seine Tür. Sie öffnete sich, und da stand ein stämmiger Mann mit brauner Haut, riesenglühenden Augen und einem schwarzen Bart, der wohl seit Monaten keine Rasierklinge mehr gekannt hatte. Mein Nachbar schmächtig hinter ihm. Der Mann musterte mich grimmig. Ein kurzer Moment der Unsicherheit ergriff mich, doch ich wollte sie nicht verraten und schrie hysterisch zurück: „Wenn ihr bei mir so klopft, dann mache ich das auch!“ Dann stürmte ich schnell zurück in meine Wohnung. Bis dahin war mir unbekannt, dass er mit einem Partner lebte. Die Schwulen, die ich kannte, waren doch alle zarte, schwesterliche Wesen. Diesen Vorfall und den gesamten Nachbarschaftsstress erzählte ich alsbald meinem Schutzziege. Und er? Er verwandelte sich in einen 007 Agent für meinen Fall! Er tauchte tief in die Recherche ein, verfasste einen präzisen Brief an die Verwaltung. Mit Aktenkoffer an seiner Seite marschierte er mit mir zur Verwaltung und brachte den anstrengenden Nachbarn mit perfekter Faktenlage und unwiderlegbaren Argumenten zur Ruhe. Er war gut, gründlich, absolut überzeugend. Ein wahrer Schutzziege im Einsatz, dessen Handeln mich tief beeindruckte.

Auch danach reichte er mir bei mehreren Fällen seine unschätzbare Hilfe. Der Fotograf Matthias, der damals neben seiner Tätigkeit in einer Werbeagentur als Fotograf agierte, hatte Fotos von mir für seine Ausstellungen gemacht. Als Dank dafür hatte er mir versprochen, eine Visitenkarte für mich zu gestalten. Auf dieser Karte war ein Bild von unserem Fotoshooting zu sehen, aber auch sein eigener Name prangte darauf – der Fotograf nutzte also meine Visitenkarte, um gleichzeitig Werbung für sich selbst zu machen.

Jahre später meldete sich der Fotograf plötzlich wieder und wollte einen „Gutschein“ einlösen: Ich sollte als Model für einen Berliner Brillenladen für dessen Homepage posieren, und als Entschädigung würde ich eine Brille bekommen. Ich war fassungslos und lachte am Telefon über diese absurde Vorstellung. Ich hatte ihm bereits umsonst als Model für seine Ausstellungen gedient. Und nun, obwohl ich als Moderatorin im ZDF Morgenmagazin bekannt war, wollte der Fotograf mich erneut für seine Zwecke einsetzen – und das für eine einfache Brille. Mir wurde klar, wie naiv mein ursprünglicher Gefallen gewesen war, und dass dieser Fotografmeine Großzügigkeit mehrfach für seine eigenen Vorteile ausnutzte. Als der Brillenladen nach drei Jahren mit meiner Bitte mein Bild nicht von seiner Homepage entfernen wollte, wurde mein Schutzziege wieder aktiv! Seine geniale Idee: „Frau Moon, überlassen Sie mir das. Ich werde arrangieren, dass Brillenbesitzer und Fotograf streiten. Dann müssen wir uns nicht mit ihnen zu zanken.“ Er war ein wahrer 007 Agent für diese Angelegenheit, ein Meister der indirekten Strategie!

Das rätselhafte Wesen des Schutzziege: Geschenke, Distanz und verborgene Wahrheiten

Der Schutzziege blühte mit den Jahren auf. Anfänglich verstaubt, wirkte er immer lebendiger, jünger. Positiv! Ich habe ihn nie als potenziellen Partner betrachtet. Wir trafen uns in Cafés, um anwaltliche Beratung zu erhalten. Er fragte nach meinem Parfüm, schenkte mir Düfte, Bücher, Kleinkram. Einmal kam er vor Weihnachten strahlend mit einer blauen Ikea-Tasche voller Geschenke: Wintermütze, warme Handschuhe, und sogar seidene Dessous fragwürdiger Qualität, die ich kurzerhand an Freunde meines Sohnes oder andere Freunde weitergab. Er schenkte mir auch eine CD einer koreanischen Pianistin. „Dankeschön“, sagte ich, ohne selbst Geschenke für ihn zu haben. Mir war nicht bewusst, dass wir uns in einer merkwürdigen Bekanntschaft befanden, die zum Austausch von Weihnachtsgeschenken führte. Er half stets, beschenkte mich und meine Kinder. Meine Kinder lachten manchmal über die vielen Kleinkrams. Ich war an Geschenke von Events oder Fans gewöhnt. Wenn ich gefragt habe, warum sie mir schenken, hörte ich oft: „Moon, dass du einfach hier bist, bereichere ich schon, du hast uns schon damit ganz viel geschenkt.“ So Ähnliches hat der Schutzziege auch mir gesagt, dass er sehr inspiriert wäre, wenn er mich trifft. So nahm ich alles als selbstverständlich hin. Interessanterweise war er fast immer dann aktiv, wenn ich gerade alleinstehend war.

Da er so nachdrücklich betonte, ein Schutzziege zu sein, glaubte ich fest daran. Er meinte, das Treffen mit mir bereichere und inspiriere sein Leben. Wegen der Gerichtssäle, bei denen er mir geholfen hat, kannte er mein Alter, meine Wohnsituation. Doch ich wusste kaum etwas über ihn. Großartig interessiert habe ich mich auch nicht. Das gehörte zu unserer Bekanntschaft, fand ich, und ich musste über meinen Schutzziege nicht mehr wissen.

Einmal fragte er, ob wir „Du“ sprechen könnten. Mit vielen duze ich mich schnell, doch mit ihm wollte ich das keinesfalls. „Nein, ich möchte mit Ihnen nicht ‚Du‘ kommunizieren. Ich behalte die höfliche Form bei.“ Nur in E-Mails, juristisch notwendig, schrieb ich „Herr Müller“. Mehr Nähe ließ ich nicht zu. Ein anderes Mal fragte er, ob ich ihn mal zu einem Suppenessen bei mir einladen würde. Ich fand das seltsam und antwortete sofort: „Nein!“

Die Hausparty: Eine rätselhafte Enthüllung

Ich hatte eine erfolgreiche Bonsai-Oper namens „Letter of Madame Butterfly“ mit dem Vogler Quartett bei den Kammermusiktagen in Homburg/Saar aufgeführt. Danach, im Jahr 2011, lud ich zu einer Hausparty in meiner Wohnung am Savignyplatz in Berlin ein. Pünktlich um 12:00 Uhr klingelte es – Herr Müller, der erste Gast für meine Open-End-Party. Es gab reichlich Wein und Essen; ich kochte den ganzen Tag, servierte überschwänglich. Am Ende der Feier blieben drei Männer und drei Künstlerinnen. Mein Schutzziege schien – nun ja – betrunken zu sein. Er saß schon seit Mittag, hatte sich mit allen Gästen geduzt, doch mich siezte er weiterhin. Ich sagte: „Sie rallen!“ Er: „Nein, Frau Moon, ich ralle nicht!“ Ich wiederholte: „Doch, Sie rallen!“ Er betrunken: „Nein, Frau Moon, ich ralle es nicht!“ Für viele Koreaner ist der Unterschied zwischen R und L verwirrend. Ich meinte „begreifen“, doch mein Wortspiel klang für ihn wie „lallen“, worauf er sich verteidigte.

Ich schmiss neben ihm noch einen anderen männlichen Gast raus, einen geselligen Typen, den ich fälschlicherweise eingeladen hatte. Er belästigte meine Gäste mit seinen Firmenkonflikten, wiederholte sich bei jedem Neuankömmling und hörte trotz meiner Bitten nicht auf. Dann bat ich alle drei Männer, die Wohnung zu verlassen und sich im Restaurant oder in einer Bar weiter zu unterhalten. Die männlichen Energien ertrug ich nicht mehr. Die Männerrunde, inklusive meinem Schutzziege und Künstlerfreund Herrn Lothar, bewegte sich langsam, unwillig. Ich schob sie hinter ihren Rücken hinaus. Ihre Schuhe ließ ich draußen. Dann lachten die beiden Künstlerinnen und ich befreit. Ein Power-Moment der Klarheit!

Einige Tage später erzählte mir der unschuldig vertriebene Künstlerfreund Herr Lothar, der Schutzziegehabe ihm heimlich anvertraut: „Moon, der Herr Müller ist super nett, ich habe mich schön unterhalten, weißt du, dass er eine koreanische Freundin hat?“ War ich die gemeinte koreanische Freundin? „Oh, nein.“ Der Gedanke allein fühlte sich widerlich an. Ich hatte immer gedacht: Er ist und soll nur ein Schutzziege bleiben. Oder meinte er die koreanische Pianistin, deren CD er mir schenkte? Ich weiß es immer noch nicht. Eine ungeheuerliche Geschichte, wenn er mich als seine Freundin bezeichnet hätte.

Rätselhafte Einladungen und die Grenzen einer Schutzziege-Seilschaft

Da der Schutzziege mir oft geholfen hat, lud ich ihn und eine Begleitung oft kostenlos zu meinen Konzerten ein. Er kam nie. Ein einziges Mal erschien er zu einem winterlichen musikalischen Spaziergang in kleiner Gruppe mit Freunden. Ein andermal lud ich ihn zu einem Konzert ein, und er war der Einzige, der den Konzertsaal im Löwenpalais nicht gefunden hatte und stattdessen an meiner Atelier-Tür klingelte. Ein Rätsel, das meine Stirn runzeln ließ: Bei Problemfällen vertiefte er wie 007 seine Schutzziege-Position mit brillanter Präzision, doch beim Konzert fand er nicht mal den Eingang. Welch eine Diskrepanz!

Irgendwann begann er, mir komische Fotos von sich zu schicken, ohne dass ich danach gefragt hatte. Ein Foto mit Sonnenbrille, ein anderes von seinem selbstgekochten Essen mit vielen asiatischen Saucen, was er isst und trinkt, mit welchem Wein. Und er schickte mir viele Fotos von kleinen Yachten oder Booten, wie er segelte… Ich empfand dies als zutiefst merkwürdig und aufdringlich, dass er mir ungefragt seine privaten Fotos zusandte. Dann musste ich ihm eine klare Nachricht schreiben. Was erwartete er von mir? Hatte ich ihm unwissentlich Hoffnungen gemacht? Ich schrieb, dass ich mein Verhalten ihm gegenüber ändern müsse, wenn dem so wäre. Er verneinte. Dann schickte er mir keine Fotos mehr. Seit ein paar Jahren antworte ich ihm nicht.

Einmal war ich total sauer auf den Künstlerfreund Herrn Lothar. Bei unserem gemeinsamen Projekt hatte er meinen Namen und meine Arbeit völlig herausgenommen und durch seine alleinige Arbeit ersetzt. Ich fühlte mich zum zweiten Mal von ihm enttäuscht und verraten. Darum erkundigte ich mich bei meinem 007 Schutzziege und fragte, ob er noch mit Künstlerfreund Herrn Lothar befreundet wäre und ihn träfe. Der Schutzziege erzählte mir, dass er ihn lange nicht gesehen hatte und nicht wild darauf war, in diesem Fall zu helfen.

Die Spandauer Geburtstagsfeier: Letzte Enthüllungen über den Schutzziege

Jahre später, ich rätselte immer noch über Herrn Müller und seine verborgenen Seiten. Und dann, nach all der Zeit, kam die Wahrheit durch einen unerwarteten Boten ans Licht.

Vor Kurzem, bei einer Geburtstagsfeier in einem Schrebergarten in Spandau, traf ich den besagten Künstlerfreund Herrn Lothar wieder. Anfangs zierte er sich, über den Schutzziege zu sprechen. Doch als er begann, war die Geschichte, die er erzählte, zutiefst bizarr. Es stellte sich heraus, dass sie eine sehr enge, alte Freundschaft verband. Und gerade deshalb konnte Künstlerfreund Herr Lothar mir Unglaubliches über Herrn Müller anvertrauen: Mein Schutzziege habe seit Ewigkeiten eine koreanische Ehefrau geheiratet. Er wurde in diesem Jahr 70 Jahre alt. Die Ehefrau sei eine ähnliche Alters frühere Krankenpflegerin, die mit schneller, praktischer Ausbildung nach Deutschland gekommen war und jetzt, auf neureiche Art, mit materiellen Dingen kompensiere. Sie sei fürchterlich, und Künstlerfreund Herr Lothar hätte dem Schutzziege als enger Freund sogar empfohlen, sich von ihr scheiden zu lassen. Aber sie leben noch zusammen. Als Anwalt wisse der Schutzziege zu gut, dass eine Scheidung für ihn zu teuer kommen kann, dann lebe er lieber so mit seiner Frau. Künstlerfreund Herr Lothar erzählte noch mehr über den Schutzziege, dass er ein regelrechter „Koreanerinnen-Fetischist“ sei. Jedes Mal hätte mein Schutzziegeihm welche koreanischen Frauen vorgestellt. Wow.

Das Rätsel des Künstlerfreundes: Vom Geist zum Geschäftsmann

Da fiel mir ein, dass dieser Künstlerfreund Herr Lothar, den ich seit 18 Jahren kenne, und von dem ich 2014 einst so enttäuscht war, gar keine Kunst mehr macht. Er ist jetzt Geschäftsmann. Einst war er als Kommunikationsleiter einer großen Firma in Süddeutschland sehr großzügig und realisierte tolle Kunstprojekte. Doch seitdem er selbst ein Geschäftsmann geworden ist, gibt es keine Kunstprojekte mehr, und seine Großzügigkeit gegenüber Künstlern ist verschwunden. Er hat sich ein kleines Haus am Wasser am Stößensee gekauft und fühlte sich ganz schön reich. Es schien mir, dass er viel Kohle gemacht hatte und zu gemütlich, fast spießig geworden war. Aber warum hat er mich zu dieser privaten Gartenparty eingeladen, obwohl er so tief in seinem neuen Leben verwurzelt war? Vielleicht suchte auch er eine aufregende kreative Inspiration, die in seiner erfolgreichen Tagesgeschäft-Routine in einem kleinen Ecken seiner Künstlerseele schrie? Ein tiefes Rätsel bleibt, was uns, mich und Künstlerfreund Herrn Lothar, nach so vielen Jahren wirklich verbindet.

Die seltsame Rechnung der Dankbarkeit

Dieses Kuddelmuddel der Gefühle, diese verwobenen Fäden der Vergangenheit und Gegenwart, lassen mich über die menschliche Wahrnehmung grübeln. Ist es nicht so, dass wir oft nur jene Facetten wahrnehmen, die unser eigenes Narrativ bestätigen, während wir alles andere unbewusst ausblenden? Wie können Bekanntschaften so viele Jahre bestehen, sich wandeln, ohne dass wir die wahren Motivationen oder die ganze Geschichte unserer Gegenüber erfassen? Ist es die Bequemlichkeit der einseitigen Rolle, die uns blind macht für die Bedürfnisse des anderen, wie es bei meinem Schutzziege der Fall gewesen sein mag – dass der Helfer am Ende eine besondere Art von „Rechnung“ präsentiert, sei es in Form von Aufmerksamkeit, Anerkennung oder gar einer Art Besitzanspruch, der über das anfänglich Unerwartete hinausgeht?

Vielleicht ist die Wahrheit nicht immer ein klares Bild, sondern ein Mosaik aus Momenten und Interpretationen, das sich ständig neu zusammensetzt. Und vielleicht ist es gerade diese ungelöste Spannung, die uns aneinander bindet – in Freundschaften, in Bekanntschaften, in den Rollen, die wir einander zuschreiben. Wie viele Geschenke sind wirklich Ausdruck von Großzügigkeit, und wann werden sie zu ungesprochenen Erwartungen, zu unsichtbaren Fäden, die uns aneinanderknüpfen, ohne dass wir es merken? Das Rätsel meines Schutzziege bleibt. Das Rätsel menschlicher Beziehungen, dieser tiefen Seilschaften, bleibt.

Deine Geschichte zählt: Hast auch du einen Schutzziege?

Die Rätsel menschlicher Seilschaften und verborgener Motivationen begleiten uns ein Leben lang. Hast auch du Erfahrungen mit einem „Schutzziege“ gemacht – einem Helfer, dessen Unterstützung unerwartete Fragen aufwirft? Teile deine Gedanken und Geschichten in den Kommentaren unter diesem Beitrag!

Und wenn du noch tiefer in die Abgründe gesellschaftlicher Phänomene eintauchen möchtest, empfehle ich dir meinen Text über das Phänomen der Kultur-Zombies und wahre Kulturliebhaber. Dort beleuchte ich weitere Facetten unserer Gesellschaft, die dich vielleicht überraschen werden.

Begleite mich außerdem auf meinen musikalischen Reisen! Ein Beispiel dafür ist unser Sommerfest im Löwenpalais
 auf meinem YouTube-Kanal Moon Suk on the Move. Schau vorbei für weitere Eindrücke!

Moon Suk steht im Mittelpunkt einer Gruppe von zehn Personen auf einer lebhaften Gartenparty.

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