Das Spinnennetz der Gleichberechtigung: Ein philosophischer Blick auf Liebe, Geld und die Paradoxien des modernen Lebens
Wo steht das ‚Ich‘ im Netz aus Liebe und Erwartungen?
Gibt es Gleichberechtigung? Zwischen Mann und Frau? Oder zwischen zwei Menschen, zwei Partnern? Die meisten würden sagen: Nein, die gibt es nicht. Genauso wenig, wie wir unser eigenes Sein mit einer einzigen Antwort erklären können, scheint es unmöglich, die Gleichberechtigung in einer Beziehung zu finden. Perfektion gibt es nicht, aber man kann sich darum bemühen. Wir streben danach, uns weiterzuentwickeln und trotz des Alterns und der Schwäche unser „Ich“ in Beziehung zu anderen besser und schöner zu verstehen, um uns in jeder Beziehung auf Augenhöhe austauschen zu können.
Ich möchte erklären, warum ich als Künstlerin plötzlich eine linguistische Betrachtung des „Ichs“ in verschiedenen Sprachen wie Chinesisch, Deutsch und Koreanisch schreibe. „Ich“ zu verstehen ist wichtig, um uns im Kontext mit anderen „Ichs“ verstehen zu können. Loriot sagte, dass Mann und Frau nicht zueinander passen. Aber passen Mann und Mann? Oder Frau und Frau besser? Das kann man nicht einfach so sagen. Um zueinander zu passen, muss man sich in der Mitte treffen, das eigene „Ich“ halbieren und einen Teil davon opfern. Gleichberechtigung ist ein noch schwierigeres, komplexeres Thema, als das eigene „Ich“ zu verstehen. Es ist also Unsinn, über das „Wir“, den „Mensch“ oder die Gleichberechtigung zu sprechen, ohne sich mit dem eigenen „Ich“ auseinanderzusetzen.
Die Sache ist: Jede gesellschaftliche Bewegung, auch die Gleichberechtigung, entwickelt sich nicht im luftleeren Raum. Sie wird geformt von den unsichtbaren Kulturen des Alltags, die wir ständig benutzen – wie unserer Esskultur, die vom Wetter abhängt, oder unserer Sprachkultur. Ich bin überzeugt, dass die Sprache unsere Gedanken, unsere Muskelnatur und unsere physische Haltung beeinflusst. Und diese körperliche Haltung wiederum formt unsere Existenz. Deshalb ist es für mich nur logisch, die Gleichberechtigung durch die Lupe des „Ich“ in verschiedenen Sprachen zu betrachten.
Das Ich verteidigen: Eine linguistische Betrachtung des Egos
Lass uns nun die Wurzeln der Gleichberechtigung in unserer Sprache selbst suchen. In westlichen Kulturen ist ein Mensch nur ein einziger, aufrechter Buchstabe: das große „I“, das im Englischen „I“ und im Deutschen „Ich“ bedeutet. Stehst du wirklich allein wie dieser Buchstabe „I“ auf dem Boden? Nicht stabil, aber möglich. Ich kann sogar mit einem Bein stabil auf mir selbst stehen. Das „ch“ in „Ich“ ist für mich wie ein Seufzen. Ein Ausatmen, das aus dem Körper strömt, wenn die Behauptung des eigenen Ichs so anstrengend ist, dass man nach einem Hauch von Zusammensein verlangt. Im Westen wird das Ego („Ich“) gestärkt, im Osten sind Kollektivität und Zugehörigkeit wichtiger, wie ich finde.
Im Gegensatz zum einfachen „I“ in unserem Alphabet, ist das chinesische Zeichen für „Ich“ (我, wǒ) ein kompliziertes Gebilde aus vielen Strichen. Es ist, als sei die Beschäftigung mit dem eigenen Ego so anstrengend, dass man sich lieber als Mensch in einer Beziehung hingibt. Tatsächlich, wie ich überrascht feststellen musste, entstand das Zeichen 我 (wǒ) historisch aus der Darstellung einer Hand mit einer Waffe. Es bedeutete so viel wie „das, womit ich mich verteidige / handle“ und wurde später auf das Selbst übertragen – „ich bin, weil ich mich verteidige.“
Und dann gibt es da das koreanische „Ich“: 나 (na). Man seufzt nicht, wenn man es ausspricht. Es klingt klar, knapp und selbstbewusst – als würde man sich vorstellen und sofort zur Sache kommen, ohne sich verteidigen oder beklagen zu müssen. 나 (na) ist wie ein schneller, selbstsicherer Schwung. Aber dann gibt es noch die höfliche Form: 저 (jeo). Das klingt in meinen Ohren seltsam weich und „breihaft“, fast so, als würde man sich in einer Art hörbarer Knicks-Haltung positionieren. Obwohl es als Ausdruck der Höflichkeit gilt, hat es für mich einen unterkriechenden, devoten Beigeschmack. Dieses feine Geflecht von Höflichkeit zeigt eine subtile Hierarchie, die die Idee der Gleichberechtigung im Alltag kompliziert.
Mit ganzen bestimmten und unbestimmten Artikeln wird mein Leben in Deutschland noch erschwert. „Ich“ geht vor allem vor, auch vor „Mensch“.
Bei der koreanischen Sprache, wie auch im Italienischen, kannst du dich wunderbar nur mit dem Verb verständigen – etwa mit „먹자“ (meok-ja, „lass uns essen“) oder „가자“ (ga-ja, „lass uns gehen“). Man braucht kein „Ich“ oder „wir“ davorzusetzen, denn jeder weiß ja, wer redet. Es ist eine unkomplizierte, intuitive Kommunikation. Die deutsche Sprache dagegen zwingt uns, immer korrekt und umständlich zu sagen, „wer was macht“. Das fühlt sich für mich manchmal an wie ein Zwang zur übertriebenen Präzision. Zusätzlich mit all den bestimmten und unbestimmten Artikeln wird mein Leben in Deutschland noch erschwert. Vielleicht ist diese Korrektheit der Grund, warum in Deutschland penibel genaue Verträge und detaillierte Gesetze so wichtig sind. In medizinischen oder juristischen Bereichen ist das sicher unerlässlich, aber im Alltag? Ein koreanisches Gericht würde sich bei all diesen korrekten Details schwertun – dort geht es oft nicht ums Recht, sondern darum, wer von unpräzisen Argumenten überzeugen kann und finanzielle oder politische Macht besitzt. Das zeigt, wie tief Sprache unsere Art zu denken und zu handeln prägt und auch missbraucht.
Hingegen ist das chinesische Zeichen für „Mensch“ (人, rén) schlicht mit zwei englischen „I“s („Ichs“) wie II, die sich gegenseitig unterstützen. Es besteht aus nur zwei Strichen, die sich gegenseitig stützen. Nach chinesischen Schriften steht einer oben und der andere unten. Es gibt eine Unterdrückung der oben sitzenden und eine Abhängigkeit der unteren wie Maden am Speck. So sagt das chinesische Zeichen für mich nichts über die wahre Gleichberechtigung aus, es spricht eher davon, wer die Last trägt und wer sich bequem macht. Ich mit „Ich“ weder oben noch unten, also bleibe ich als „Ich“. Vielleicht muss in jeder Beziehung immer jemand die schwerere Last tragen, bereit sein, sich unterzuordnen, um das Ganze zu stützen. Es ist wirklich interessant, und vielleicht ist es deshalb im Osten, wo die Verbundenheit wichtiger ist, so viel schwieriger, Gleichberechtigung zu finden.
Was es bedeutet zu „verstehen“: Eine linguistische Deutung
Es ist nur ein Versuch von mir, die Sprache auf eine ganz subjektive Weise zu verstehen.
1+1=1 oder 2 oder… Eine Illusion?
In einer Beziehung 1+1=1 zu werden, bedeutet oft, sich selbst zu halbieren oder das eigene „Ich“ zu unterdrücken. Doch die meisten Paare träumen davon, dass sie sich gemeinsam entfalten und expandieren können. Sie glauben, dass 1+1=2 oder 3 ist, wenn sich das Leben gemeinsam vergrößert. Aber ist das nicht nur eine Illusion? Wenn du und ich zu einer Einheit werden, möchtest du das wirklich? Vielleicht fühlt es sich in Momenten sexueller Erregung so an, aber im Alltag ist diese Einheit oft eine Vorstellung, die zerbricht. Deshalb versuche ich das eigene „Ich“ zu verstehen, bevor man sich auf das „Du“ einlässt.
Das deutsche Wort „verstehen“ ist mit seiner Vorsilbe „ver“ für mich sehr spannend. Sie steht oft für einen wackeligen, unsicheren Zustand, wie in „verlaufen“, „verlieben“, „vergaffeln“ oder „verkaufen“. Im Englischen dagegen heißt es „understand“. Das Wort setzt sich zusammen aus „under“ (unter) und „stand“ (stehen). Ich interpretiere das so: Um einen anderen Menschen zu verstehen, muss ich mich im wahrsten Sinne des Wortes unter ihn stellen, um seine Perspektive von unten nach oben zu sehen. Aber will und kann ich das wirklich? Wenn das Verstehen so viel Mühe kostet, bin ich oft nicht bereit, mich unter jemanden zu stellen, sondern betrachte die Person lieber als neutraler „Bystander“. Es ist eine anspruchsvolle Sache.
Meine Gedanken kreisen immer wieder um die Frage, wie tief ein Verstehen wirklich gehen kann. Verstehen auf Chinesisch, 懂 (dǒng), bedeutet, etwas mit dem Herzen zu durchschauen. Es ist ein intuitives, emotionales Verstehen, das über Worte hinausgeht. Im Koreanischen, wo das Wort 이해 (ihae) verwendet wird, empfinde ich es ähnlich: Es geht nicht nur darum, etwas mit dem Kopf zu erfassen, sondern auch mit denselben Gefühlen, derselben Empathie. Die kulturellen Unterschiede in diesen Wörtern zeigen, wie tief unsere Wahrnehmung von Verstehen geprägt ist.
Die Kosten der Gleichberechtigung: Vom Ideal zum Schlachtfeld
Ich selbst habe mich nie wirklich mit der Gleichberechtigung oder der Emanzipation beschäftigt. Vielleicht war ich als naive, junge Koreanerin in Deutschland, in einer völlig anderen Kultur, zu verwirrt und unsicher, um diese Konzepte zu verstehen. Ich habe beobachtet. Das Wort „Gleichberechtigung“ klang in meinen Ohren wie ein Mantra, wie der heilige Gral der modernen Frau. Doch für meine Generation war es ein Ideal, für die heutige scheint es ein Schlachtfeld zu sein.
Der Übergang von der Theorie zur gelebten Erfahrung ist oft eine Reise in ein Minenfeld, in dem Ideale auf die raue Wirklichkeit treffen.
Ich sehe junge Frauen, die sich mit dem Paradoxon von Unabhängigkeit und Sehnsucht nach Großzügigkeit quälen. Sie bestehen darauf, die Hälfte zu zahlen, als wäre das ein Symbol ihrer Freiheit. Und doch sehe ich in ihren Augen eine heimliche Freude aufblitzen, wenn der Mann dann doch zahlt. Ein Paradoxon, das mich ratlos zurücklässt. Sie predigen Wein und trinken Wasser. Es ist eine offene Diskrepanz, eine gespaltene Empfindung von dem, was Gleichberechtigung sein soll.
Meine Gedanken kehren zu den Geschichten meiner Musikerfreunde zurück, die wie die Fäden eines Spinnennetzes das Spektrum der modernen Beziehungskonflikte abbilden. Jede Geschichte entblößt eine neue, widersprüchliche Facette von dem, was wir glauben, unter Gleichberechtigung zu verstehen.
Erfahrungen mit der Gleichberechtigung: Ein Blick auf Männer und Kulturen
Die russische Lektion: Schönheit als Währung
Ein Gitarrist aus Karlsruhe, ein wohlhabender Mann, hatte eine russische Freundin zu Besuch. Als er ihr 200 Euro Taschengeld schenkte, war ich sehr überrascht, da ich selbst nie von einem Freund so etwas erhalten hatte. Für ihn war die Geste sehr großzügig, er dachte, es würde für zehn Tage reichen. Doch am Abend war das Geld ausgegeben. Für eine Russin auf dem Kurfürstendamm in Berlin können 2.000 oder 3.000 Euro locker an einem Tag verschwinden. Ja, ohne die russische Kaufkraft könnten die weltbekannten Marken dort ihre Mieten nicht leisten. Und als sie sich am Abend noch einen Morgenmantel wünschte, kaufte der Gitarrist ihr einen praktischen Baumwollmantel bei Tchibo. Ihre Enttäuschung war so groß, dass sie ihm die kalte Schulter zeigte und fast vor Beleidigung weinte. Also, Jungs, niemals einen Frottee-Morgenmantel von Tchibo kaufen, nicht einmal für eine deutsche Freundin. Wenn man sich keinen Seidenmantel vom KaDeWe leisten kann, sollte man vielleicht nicht von der allgemeinen Schönheit träumen.
Die Schwester der Freundin erklärte ihm die Logik dahinter: „In Russland“, sagte sie, „zahlen wir Frauen mit unserer Schönheit, und die Männer zahlen die Rechnungen.“ Es ist ein klarer Tauschhandel, offen und ehrlich, ohne geheime Erwartungen. Ein Geben und Nehmen, bei dem die Währung nicht das Geld ist, sondern die Großzügigkeit. In ihrer Welt ist das eine Form der Gleichberechtigung, bei der die Rollen klar und unmissverständlich sind. Was uns paradox erscheint, ist für sie eine logische Verteilung von Werten.
Ein alter deutscher Restaurantbesitzer, der Erfahrung mit russischen Freundinnen hatte, schenkte auch einem hübschen ukrainischen Flüchtlingsmädchen, das in seinem Restaurant arbeitete, Taschengeld, damit sie für sich etwas einkaufen konnte. Davon war ich sehr verwundert. Ich fragte mich oft, wie es diesen Frauen aus Osteuropa gelingt, dass Männer so leicht auf die Idee kommen, ihnen Taschengeld zu geben?
Die deutsche Lektion: Gleichberechtigung als teure Last
Die zweite Geschichte erzählt von einer talentierten Gitarristin in Würzburg, die in einen verheirateten Professor aus New York schwer verliebt war. Sie litt unter Bulimie, aß kaum etwas und klagte über die finanziellen Kosten ihrer Liebe. Ihr Liebhaber, ein berühmter Gitarrist, verdiente gut und lud sie zu Reisen und Dinners ein. Aber sie, die „unabhängige und emanzipierte Frau“, bestand darauf, alles selbst zu bezahlen – vom Flugticket bis zum Zustellbett. Wenn sie im Restaurant saßen, aß er als Feinschmecker genüsslich und sagte dann zu ihr: „Mit der Rechnung, mache es, wie es dir lieb ist.“ Daraufhin zahlte sie stolz die Hälfte. Danach klagte sie bei mir, dass die Liebe zu teuer und anstrengend sei. Um Zeit mit ihm verbringen zu können, musste sie wie eine Verrückte ihre Schüler unterrichten, um Zeit und Geld zu haben. Sie glaubte, er würde seine Frau und zwei Kinder für sie verlassen. Mein damaliger Mann sagte zu ihr: „Nein, er wird seine Frau niemals verlassen. Gerade ist es eine perfekte Situation für ihn.“ Sie heulte, weil sie nur an ihren Liebhaber glaubte und unsere Worte nicht hören wollte.
Einmal fragte ich meine Gitarristin, ob sie das koreanische Modell der Geliebten gut fände: heimlich, aber mit Wohnung, Gehalt und Geschenken versorgt. Und hier kommt die größte Absurdität: Meine Gitarristin, die sich so stolz als unabhängige Frau inszenierte, sagte mir, sie fände diesen Status „fantastisch und gut“! Sie, die sich fast aushungerte, um ihre Autonomie zu bewahren, empfand heimlich die totale Abhängigkeit als erstrebenswert. In ihrem Kopf existierten zwei völlig gegensätzliche Ideale von Gleichberechtigung und Liebe.
Die männliche Lektion: Gleichberechtigung als Kuhhandel
Die Suche nach einem Partner, das ist kein Tanz auf Rosenblättern, sondern oft ein knallharter Kuhhandel. Ein deutscher Gesangskollege aus dem Musikstudium erzählte immer: „Ich möchte eine Ärztin heiraten. Ich bringe Spaß nach Hause, und sie bringt Geld.“ Und eine Freundin von mir hatte einen Bekannten in Kuba, der den Plan hatte, eine Ärztin dort zu heiraten, um mit ihr nach Spanien zurückzukehren, weil sie dort keine Sprachbarriere hätte wie in Deutschland. Sie sollte ihn ernähren und dafür wäre er sogar bereit, eine Scheinehe einzugehen. Das ist doch beeindruckend, oder? Es ist nicht nur die Frau, die auf den Prinzen auf dem weißen Pferd wartet. Auch Männer sind heute aktiv auf der Suche nach einer Partnerin, die für sie praktisch sein kann. Sie suchen nicht nach Liebe, sondern nach einer Bilanz, die sich rechnet. Früher waren Ärzte die begehrtesten Bräutigam-Kandidaten für alle Eltern in Korea, um ihre Töchter zu verheiraten. Dass das auch bei deutschen Männern der Fall ist, hat mich sehr überrascht. Manchmal wünsche ich mir selbst, dass meine Söhne eine Koreanerin als Partnerin finden, die meine chaotischen Jungs mit allen Annehmlichkeiten versorgt, kocht, abwäscht, ihre Wohnungen ordentlich hält, die Söhne an meiner Stelle weiter erzieht, ihnen beibringt, wie sie ihrer Mutter eine Freude machen können, anstatt sie zu stressen, und sie bedingungslos liebt. Ich als Schwiegermutter offenbare die geheime Sehnsucht nach einem Rückfall in alte, bequeme Rollenmuster – vorausgesetzt, meine Jungs vergöttern ihre Partnerinnen im Gegenzug, unterstützen sie, beschenken sie und verhalten sich nicht wie Machos.
Die koreanische Kudelmudel: Gleichberechtigung als bedingungslose Großzügigkeit
Für mich ist es eher eine Gefühlssache. Geben ist kein Tauschhandel, sondern eine Selbstverständlichkeit, die sich jeder Berechnung entzieht. Ich sah, wie alle Leute dieses Verhalten vorlebten. Ich habe gesehen, so nehme ich gerne, dankbar, froh und gebe, was ich von mir geben kann. Eine wildfremde Frau schenkte mir einen schönen Schal, weil sie sich über meine Anwesenheit freute und ihr Leben dadurch bereichert fühlte. Ein anderer empfand mich als egoistisch, weil ich den Schal annahm und ihr nichts Materielles zurückschenkte. Diese unterschiedlichen Sichtweisen zeigen, wie sich die Wahrheit je nach Perspektive ändert, als würde man Gesetze auf weichem Leder schreiben.
In Korea ist Geben kein Tauschhandel, sondern eine Selbstverständlichkeit, die sich jeder Berechnung entzieht. Als ich meine Gage aus meiner allerersten Opernfestspiele für das Studium meiner Nichte, der zweiten Tochter meiner Schwester, gab, war das eine Geste, die nicht aufgerechnet wurde. Doch ich habe diesen Akt auch nicht vergessen, denn so viel Geld habe ich niemandem freiwillig gegeben, mit dem Risiko, es nicht zurückzubekommen. Meine ältere Schwester gab mir immer Taschengeld, wenn ich sie besuchte. Lange habe ich gedacht, meine Schwester schenkte mir Taschengeld, weil ich ihre jüngste Schwester war. 20 Jahre später, kurz vor ihrem Tod, wollte sie es mir bald zurückgeben. Ich sagte ihr: „Du hast mir immer gerne Taschengeld gegeben. Es ist gut für mich.“ So vieles läuft in meiner koreanischen Familie unklar, rechnerisch geht es nie eins zu eins auf. Darum zanken sie auch miteinander viel wegen allem. Aber bei Hochzeiten debattieren die Eltern beider Seiten knallhart über die Mitgift. Die zukünftige Schwiegermutter freut sich, wenn sie eine teure Mitgift bekommt, aber viele junge Frauen verlieren deshalb die Lust, zu heiraten. Die koreanischen jungen Frauen werden immer cooler, wollen weder heiraten noch Kinder bekommen. So hat Korea mit 0,7 die niedrigste Geburtenrate der Welt. Die Gleichberechtigung ist nicht nur zwischen zwei Menschen schiefgelaufen, sondern auch zwischen ganzen Familien. Das ist eine große Aufgabe für Korea, wie die Geburtenrate wieder erhöht werden kann.
Jede Frau, die Kinder bekommt, egal ob in Korea oder in Deutschland, sollte finanziell abgesichert sein, um sie ohne Anstrengung und in Abhängigkeit eines Partners erziehen zu können. Die Kinderlosen sollten gerne mehr Steuern zahlen, denn sie arbeiten nur für sich, können frei leben und reisen, während andere die nächste Generation aufziehen. Es wird immer Gruppen geben, die sich benachteiligt und nicht gleichberechtigt fühlen, aber so ist die Welt.
Das Glück der Künstlerin: Jenseits der Gleichberechtigung
All diese Geschichten führen mich zu einer einzigen, persönlichen Frage. Gleichberechtigung hin und her, das ist für mich kein Thema mehr. Die Frage ist: Wann und wie ist man am glücklichsten?
Mein Glück, meine Stärke – Gleichberechtigung – Kein Thema
Tatsächlich, wie bedeutende Persönlichkeiten solche scharfsinnigen, coolen Zeilen hinterlassen haben, so möchte auch ich nach so langen Gedanken über die Gleichberechtigung ein persönliches Fazit ziehen:
Simone de Beauvoir sagte: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“
Jacques Lacan formulierte radikal: „Die Frau existiert nicht.“
Judith Butler sprach von der „Performativität des Geschlechts.“
Ich kann all diese Stimmen voll nachvollziehen. Und was würde ich als Moon Suk sagen? Vielleicht so: „Werde ‚Ich‘, bevor man und Frau sich definieren.“ Wenn ich Probleme habe, beginne ich immer bei mir – meinem „Ich“ – und versuche, die Konsequenzen zu verstehen, sie zu korrigieren und zu handeln. Es dreht sich fast alles um das „Ich“ selbst, aber ohne einen negativen, egoistischen Beigeschmack. Denn die Welt hätte für mich keinen Sinn ohne mich. Meine linguistische Interpretation dreht sich ja auch genau darum: Worum geht es wirklich? Es gibt nur „Ichs“ und Menschen in Beziehungen.
Künstler sind eine der stärksten Menschengruppen, die sich kompromisslos mit dem „Ich“ beschäftigen.
Gleichberechtigung mit „Ich“? Ich habe alle Begehrlichkeiten als eine kreative, herzliche und bodenständige, fast perfekte Frau für viele geizige Männer – jemand, der mit mir eine Seite voller Kultur und sogar exklusiver Glamour erleben kann und täglich frisches Essen bekocht werden kann. Ich koche täglich sensationell gut, liebe Gartenarbeit und halte alles ordentlich. Ich benötige kein Haus am See, ich lebe ja schon in einer Villa am See. Ich brauche keine Diamanten, teuren Schmuck oder Designerkleidung. Ich habe selbst genug, was ich besitze und lieber verkaufe oder verschenke alle paar Jahre Dinge, um mein Hab und Gut zu reduzieren und mich zu erleichtern. So bereite ich mich auf meinen späteren oder plötzlichen Tod vor, auf all die Dinge, die ich nicht in den Sarg mitnehmen kann. Ich trinke nicht, rauche nicht, bereite dem Partner keine Kopf- oder Magenschmerzen und treibe mich nicht wild herum. Eine treue Seele fürs Leben. Ich habe viele Talente, bin überall willkommen, überlebensfähig selbst nackt im Schnee und so witzig, eine der unterhaltsamsten Künstlerinnen, die sich auf jedem Parkett gut bewegen kann, dass sich kein Partner für mich schämen muss. Und ich bin super pünktlich, verlässlich, positiv und gar nicht eifersüchtig. Ich halte meine Waffe in der Hand: die allerschönsten Künste, mit denen ich mich bestens verteidigen kann. So besitze ich eines der gesündesten Egos mit Selbstbewusstsein. Wo findet man so eine? Mit dem ganzen „Ich“? Haha. Die Ironie ist: Ich kann so gut „Ich“ sein, dass ich niemanden brauche, der mich „drunter stützt.“
Deshalb bin ich so gerne allein, ganz glücklich, und sage täglich danke, was ich aus meinem außergewöhnlichen Schicksal dieses Glück so kunstvoll geschmiedet habe – ganz ohne Einsamkeit, aber mit viel Fröhlichkeit.
Wenn sich jemand aus praktischen Gründen für mich interessiert, behalte dein Herz bitte für dich. Zum Glück bin ich auch widersprüchlich mit mir. Denn aus Neugier ist immer ein Fenster offen, einen anderen starken „Ich“ auf dem weißen Pferd kennenzulernen. Haha. Denn es macht doch viel mehr Spaß, wie eine Königin vom Prinzen behandelt zu werden, als eine praktische, nützliche Frau für einen Mann zu sein.
Das Geheimnis des Herzens
Neulich lag vor meiner Wohnungstür ein rotes Herz aus Stein. Ein wunderschönes Herz, das jetzt auf meinem Schreibtisch liegt. Wenn ich am Computer arbeite, nehme ich es in die Hand. Es ist handlich und lässt sich gut damit spielen. Dieses Spiel mit dem Stein-Herz bringt mich zum Lächeln. Am nächsten Tag lag wieder ein gekühlter Sekt vor meiner Wohnungstür. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich danke dem Unbekannten für das Herz aus Stein. Vielleicht liegt das wahre Geheimnis einer erfüllten Beziehung nicht im Aufrechnen, sondern in der bedingungslosen Großzügigkeit von kleinen Gesten, die ohne Erwartungen gegeben werden, so wie dieses anonyme Herz. Vielleicht ist das die wahre Gleichberechtigung, nach der wir uns alle sehnen.
Ich freue mich darauf, dich auf meiner weiteren Reise mitzunehmen! Deine Moon Suk.

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