Wenn Kunst auf Alltag trifft: Ein unerwartetes Drama
Ein unerwartetes Drama bei der Kunstanlieferung im Löwenpalais wird zum Spiegel menschlicher Seelen. Tauche ein in eine persönliche Geschichte über Künstler-Attitüden und die tiefe Verbindung zwischen Schöpfer und Werk.
Für diese Sommerausstellung wollte ich die lebendige Energie des Palais auf ganz eigene Weise einfangen: Ich hatte eine fantastische, authentische Video-Idee, den Moment der Anlieferung der Kunstwerke festzuhalten! Was ist schließlich echter als Künstler, die ihre Schätze gerade ins Licht bringen? Das ist purer Prozess, pure Leidenschaft! Und weil das Leben nun mal nicht nach Drehbuch läuft, wusste ich, ich würde nicht alle erwischen. Manchmal muss man eben losflitzen und fragen, nachdem die Kamera schon lief. Meine eigene kreative Arbeit im Atelier unterbrach ich dafür übrigens liebend gern – für ein paar unverfälschte Sekunden rennt man doch gerne mehrmals vom Bürotisch oder Stuhl auf den Balkon, stellt sich auf den Balkontisch und filmt von oben herab, ein kleiner Schelm, wer Böses dabei denkt!
Heute Nachmittag dann, mitten im poetischen Alltag des Gartens, der sich eigentlich nur um blühende Rosen und den Gesang der Vögel drehen sollte, traf die Kunst – oder besser gesagt, die Anlieferung der Kunst – unerwartet auf meine kleine Idylle. Ich war noch mit meinen Blumen beschäftigt, als plötzlich die ersten Künstler mit ihren Werken auftauchten, als wären sie Teil einer täglichen, kreativen Prozession. Gartenhandschuhe schnell ausgezogen, ein Lächeln aufgesetzt, und dann die persönliche Frage: „Darf ich ein paar Sekunden für die Dokumentation filmen?“ Meistens posierten alle bereitwillig und freundlich. Eine Künstlerin lobte sogar mein Wintervideo in den höchsten Tönen und sagte, dass Künstler viel zu selten etwas für andere Künstler tun – darum fand sie es toll, dass ich diese freiwillige Aufgabe übernommen habe. Doch dann trat die Kunst in den Garten, nicht nur als Objekt, sondern als eigenwilliges Subjekt:
In diesem Moment betraten zwei männliche Künstler mit einem großen Bild den Garten. Automatisch filmte ich die Szene für 3-4 Sekunden. Mein Plan war natürlich, danach zu fragen, ob es für die Sommerausstellung in Ordnung sei. Doch während ich von der anderen Seite des Gartens aus der Ferne filmte, redete eine Künstlerin, mit der ich mich gerade noch unterhalten hatte, unaufhörlich weiter, und ich konnte sie einfach nicht unterbrechen. Da hallte plötzlich eine laute Stimme durch den Garten: „Ich möchte nicht gefilmt werden! Das ist unmöglich, ohne zu fragen!“ Puh, diese Vehemenz überraschte mich. Ich lief zu ihm, entschuldigte mich sofort und erklärte die Situation. Aber dieser Herr wirkte so angespannt, so strikt in seinem herrischen Ton. Ich sollte das Video SOFORT vor seinen Augen löschen, er wollte sehen, dass ich es wirklich lösche, und ich sollte ihm beweisen, dass ich es wirklich gelöscht hatte. Ich entschuldigte mich, löschte es vor seinen Augen, doch er schimpfte weiter, es sei „gar nicht lustig„.
Später sprach ich auch mit Franzi, der Sekretärin, über diesen unangenehmen, angespannten Künstler mit seiner „Künstler-Attitüde“, da er sich auch bei ihr über mich beschwert hatte. Ich wollte diesen Herrn einfach nicht in meinem Video haben. Solche Künstler produzieren mehr Probleme als Freude an der freiwilligen Arbeit. Entweder sollte Franzi mir seine Mailadresse nicht geben, oder ich wollte seinen Namen wissen, um ihn selbst aus meiner Liste zu löschen. So jemand, der eine Atmosphäre so eintrübt, hat in meiner schönen Video-Aktion nichts verloren. Er weigerte sich, seinen Namen zu nennen, meinte, das sei unwichtig. In der Überraschung über diese Härte konnte auch ich einen gewissen Tonfall nicht verbergen und fragte: „Wenn Ihr Name unwichtig ist, wozu nehmen Sie dann überhaupt an der Ausstellung teil?!“ Die Vorstellung, dass dieser Mensch eine Gruppen-E-Mail von mir bekommt und dann wieder ein Theater veranstaltet, war mir ehrlich gesagt zuwider. Mit meinem Temperament, wie ich mich benahm, für so Unwichtigkeit, fand ich mich auch selbst lächerlich hinterher. Viele Künstler sind froh, dass endlich mal eine Künstlerin etwas Schönes für uns alle tut! Der Künstler hatte wohl eine gänzlich andere Wahrnehmung dieses Umstands. Ich gestehe meine eigenen Fehler ein und habe mich mit schlechter Laune seinen Rechten gebeugt. Natürlich ist es unmöglich, ohne zu fragen aus der Ferne zu filmen!
Diese unerwartete Begegnung trübte meine gute Laune im Garten für einen Moment. Manchmal spiegelt die Leinwand wohl nicht nur ein Werk, sondern auch die unbemalte Seele wider, die sich da ihren Weg sucht. Ich sollte zuerst ganz vorbildlich besinnen.
Ein Echo aus der Vergangenheit und die wahre Farbe der Kunst
Da fiel es mir ein: Vor vielen, vielen Jahren besuchte ich eine Ausstellung in einer Villa in Berlin-Weißensee. Viele Gäste, viele Bilder – großformatig, dunkel, aggressiv, düster. Der Künstler posierte stolz vor seinem Publikum und führte vom Bild zu Bild, erklärte sie. Das war damals unüblich, dass ein Künstler mit Gruppenführung während einer Vernissage so zelebrierte. Meine Neugier, die manchmal keine Umwege kennt, ließ mich direkt fragen, warum seine Bilder so destruktiv, depressiv, gewalttätig und dunkel seien, und ob das mit seiner Persönlichkeit zu tun habe. Meine Direktheit ist eben manchmal wie ein Pinselstrich ohne Vorzeichnung, ein bisschen zu hart vielleicht. Es war ja unmöglich, diese freche Frage nicht zu stellen, an ihn, der wie ein Pfau vor seinem Publikum so bright im Rampenlicht vor seinen dunklen Bildern zelebrierte. Ich fragte mich: „Moon, was ist los mit dir selbst?! Habe ich mir diese Berliner Grobheiten verinnerlicht, mit denen ich mich nie anfreunden wollte?!“ Doch, ach, was soll’s, ich wollte ja nur verstehen, was das Innere nach außen kehrt!
Daraufhin behauptete der Künstler – rot im Gesicht und lautstark – dass die Bilder rein gar nichts mit seinem Leben, mit seiner Person zu tun hätten. Mir schien es unbegreiflich, wie man das eigene Schaffen so strikt vom Selbst trennen konnte, und so ließ ich mich auf eine kleine philosophische Debatte ein, die mich zu meiner Überzeugung führte: Jedes Kunstwerk muss doch mit dem Leben seines Schöpfers zu tun haben!
Später, nach dieser offenen Argumentation über die untrennbare Verbindung von Kunstwerk und Künstler, zog mich ein mir unbekannter Mensch beiseite. Er stellte sich als langjähriger, guter Freund des Künstlers vor und erzählte mir freudig und fast erleichtert, dass ich absolut recht hätte! Er war so froh, dass endlich jemand wagte, die Wahrheit auszusprechen, denn die Freunde des Künstlers hatten sich wohlweislich gehütet, solche Äußerungen zu machen. Sicherlich hat der Künstler vernünftige Freunde, von denen ich viel lernen müsste, um Menschen nicht zu verletzen. Ihre Diplomatie war bewundernswert – etwas, das ich offensichtlich noch üben muss. Ich glaube, er stand die ganze Zeit leise in der Ecke und amüsierte sich köstlich. Ein klassisches Fallbeispiel dafür, wie die Seele sich unweigerlich jedenfalls in die Leinwand schleicht, ob wir es wollen oder nicht!
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Dann lies hier die Einleitung zum Löwenpalais und seinen besonderen Menschen:https://moonsuktv.de/?p=203
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